"Endlich Tacheles!"

"Endlich Tacheles!"

 
Filmaufnahmen an der Steinschule: Geschichtsunterricht der besonderen Art
In der letzten Woche hatten die Schüler unseres Leistungskurses Geschichte die Gelegenheit zu einer Geschichtsstunde der besonderen Art.
 
Yaar, der bis zu seinem Abitur vor fünf Jahren selbst einmal unsere Schule besucht hat, war in den Unterricht gekommen, um von einem außergewöhnlichen Projekt zu berichten, dem er sich als Student des Studiengangs Mediendesign seit geraumer Zeit intensiv widmet. Er versucht mit dem Mittel eines Computerspiels, vor allem jüngeren Menschen einen Zugang zu den Themen Nationalsozialismus und Holocaust zu verschaffen.
 
Dabei war er jetzt an einen Punkt gekommen, an dem es ihm sinnvoll erschien, mit potentiellen Nutzern seines Spiels aus der Altersklasse unserer Schülerinnen und Schüler ins Gespräch zu kommen. Also fragte er bei seinem alten Leistungskurslehrer nach, ob dies in der Steinschule möglich wäre, die Schulleitung wurde befragt, und schon eine Woche später fand der Gedankenaustausch statt.
 
Yaars Besuch war noch in anderer Hinsicht interessant: Seit ein paar Monaten begleitet ihn ein Team von Dokumentarfilmern der Schramm-Matthes-Film, einer namhaften Produktionsfirma, die qualitativ anspruchsvolle Dokumentarfilme zu gesellschaftlich, kulturell und politisch brisanten Themen produziert. Das machte das Zusammentreffen mit Yaar natürlich zusätzlich aufregend für alle Beteiligten.
 
Die Dokumentation wird unter dem Arbeitstitel „Endlich Tacheles!“ produziert. Sie zeigt Yaar als jungen Juden, der sich auf Identitätssuche befindet und der seinen Weg zu finden versucht in Anbetracht der kulturellen und politischen Widersprüche in Geschichte und Gegenwart. So ging er im Gespräch mit unseren Schülern auf den Holocaust ein, dem auch Angehörige seiner Familie zum Opfer fielen. Er brachte seine Sorge zum Ausdruck angesichts eines wiederum wachsenden Antisemitismus in Deutschland. Seine persönliche Reaktion darauf besteht darin, dass er informieren will über die dunklen Kapitel der Geschichte, momentan durch die Entwicklung eines Computerspiels.
 
Im Fokus des Gesprächs zwischen aktuellen Teilnehmern des Geschichts-Lks unserer Schule und dem Ehemaligen standen neben Grundsatzfragen wie derjenigen, ob es ethisch vertretbar sei, das Thema Völkermord sozusagen „spielerisch“ zu behandeln, immer wieder Detailfragen der Spielgestaltung: Welche Charaktere sollen spielbar sein? Was ist das Ziel des Spiels? Wer gewinnt am Ende? Soll es so etwas wie unterschiedliche Levels geben? Wie realistisch sollen die Figuren und die sie umgebenden Welten animiert werden? Wer bei diesem Gesprächsverlauf älter als 25 war, war jetzt schnell außen vor!
 
Am Ende verabredete man ein Wiedersehen: Yaar versprach für das nächste Mal die Durchführung eines Workshops zur Einführung in die Animation selbst erdachter kleiner Stories!
 
Na dann, lieber Yaar, bis demnächst!
 
 

Fünf Jahre nach dem Abitur: Yaar mit seinem ehemaligen Leistungskurslehrer


 

Ein ernstes Anliegen entspannt vortragen: Yaar


 

Aufmerksame Zuhörer


 

 
 

 
 

 
 

 
 

 
 

Es gibt ein Wiedersehen


 
Beitrag: O. Perlwitz
Aufnahmen: Schramm-Matthes-Film
28. September 2018
Aktualisiert am 15.03.2019, 15:08 Uhr