Die schönste Nebensache der Welt

Die schönste Nebensache der Welt

Sie findet bei uns am Stein-Gymnasium seit einigen Jahren immer vor dem ersten Schnee und den Weihnachtsferien statt – die “schönste Nebensache der Welt”.
 

 
Für drei Stunden geriet diese “Nebensache” am 19. Dezember zumindest für acht Teams zur wunderbaren  Hauptsache. Herr Hager hatte zum Oberstufenturnier, Abteilung Fußball geladen – und viele kamen. In ungeordneter Reihenfolge waren das:
 
 

Die Lehrer


 

Die Zerstörer


 

TSV Ballern 31 v. Chr.


 

Die anonymen Alkoholiker FC


 

Hannover 69


 

Niklas Fischer 31er (ohne Niklas Fischer, Anm. der Redaktion)


 

Llanfairpwilgwyngyllgogerychwyrndrobwillllantysiliogogogoch (mit Niklas Fischer, Anm. der Redaktion)


 

1. FC Kaplan 1982


 

Kleine Einführung in die Turnierregeln …


 
… und gleich rollt der Ball …
 

 
… aber zuvor wollen wir uns noch einem anderen Thema widmen – und das heißt: Der Torwart. Früher, was noch gar nicht so lange her ist, wählte man auf dem Bolzplatz die Mannschaften – den Besten, oder auch den besten Freund, zuerst, den kleinen Dicken oder den Jüngsten zuletzt. Der hatte dann das bittere Los, das Spiel zwischen den Pfosten und kurz davor verbringen zu müssen. Willigte er nicht ein, so durfte er nicht mitspielen. Der Beste erhielt die imaginäre “10”, was ja heute oft anders ist, ebenso war es im Verein. Die “10” war begehrt, die “1”, Rückennummer des Torwächters, kaum, weshalb auch auf Vereinsebene häufig weniger begabten Spielern das Privileg zukam, den Ball, wenn auch auf limitiertem Areal, mit den Händen spielen zu dürfen.
 
Die Zeiten haben sich geändert. Auf dem Bolzplatz wählen heuer häufig diejenigen die Mannschaften, die schon in – nicht billiger – Torhüterkleidung erschienen sind und – ganz nebenbei – auch exzellent den Ball treten können. Kinder werden nicht zum Torhüterdasein verdammt, sie wählen dieses Schicksal mit Stolz und selbstbestimmt. Worin begründet sich dieser Wandel? Sind es  Ausstrahlung, Charisma, die vorgelebt werden von prominenten Vertretern dieses Fachs wie Manuel Neuer, Iker Casillas, Keylor Navas, Hope Solo, Gianluigi Buffon, Thibaut Courtois, Gianluigi Donnarumma, oder, um regional zu bleiben, Rune Jarstein? Oder repräsentieren diese in ihrer Besonderheit Eigenschaften, die Kinder sich erträumen und in die sie hineinwachsen möchten wie in ihre übergroßen Handschuhe?
 
Welche Eigenschaften könnten das sein? Na, schauen wir doch mal genauer hin.
 

Richtlinienkompetenz


 

Entschlossenheit


 

Aufmerksamkeit


 

Konzentrationsfähigkeit


 

Zweikampfstärke


 

Zupacken können


 

Lufthoheit bewahren


 

Das Unmögliche wahr machen wollen


 

Aufstehmentalität


 

Kraft


 

Beweglichkeit


 

Eleganz


 

Souveränität


 

Keine Angst vorm Fliegen


 

Beherrschung des Raums


 

Übersicht I


 

Reisefreiheit


 

Übersicht II


 

Ruhe


 

Übersicht III


 

Ein Spiel aus der Tiefe des Raums gestalten


 

Mit Blicken …


 

Die Leichtigkeit des Seins


 

Lange Arme


 

Federn im Knie


 

Standfestigkeit


 

Bollwerk sein


 

Schicksalsergebenheit


 

Den Durchblick bewahren


 

Heitere Gelassenheit


 

Den letzten Moment beherrschen


 
 
Apropos Moment. Trainer hassen jede Sekunde des Spiels, die sie nicht im Griff haben. Da sie selber während des Spiels zu einer gewissen Passivität verdammt sind, kommt es hin und wieder zu Spielszenen, die sie nicht eingeplant haben. Ein Perfektionist in dieser Hinsicht ist der Katalane Pep Guardiola. Er steht in dem Ruf, jede Spielsekunde in der Woche vor dem Spiel eigenhändig entworfen zu haben. Das gelingt ihm und seiner derzeitigen Mannschaft in Manchester nahezu perfekt. Die Momente entstehen hier nicht auf dem grünen Rasen, sondern am Reißbrett. Darin unterscheiden sich die Spiele beim Stein-Oberstufenturnier. Man merkt den Mannschaften schon an, dass ihnen ein wenig Pep gut tun könnte. Im folgenden ausgewählte Szenen, für die der katalanische Ausnahmetrainer sicher ein paar Übungseinheiten empfehlen würde. Wir stehen in Kontakt mit ihm und betiteln den folgenden Abschnitt zunächst einmal mit Unübersichtliche Momente.
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
 
Die Trainer der Fußballprofiligen beklagen den zunehmenden Mangel an Spielern mit individuellen Durchsetzungs-fähigkeiten. Trainer- und Spielerausbildung des DFB sind schon seit Jahren schwerpunktmäßig auf taktisches Rüstzeug ausgerichtet. Dabei kommt das individuelle Techniktraining häufig zu kurz. Resultat: Individualisten gesegnet mit technischer Brillianz und ausgeprägtem Ego gibt es in Deutschland kaum; sie müssen im Ausland eingekauft werden.
 
Das entspricht unserem gesellschaftlichen Erziehungsmodell. Kindern, Jugendlichen, Heranwachsenden werden immer wieder Grenzen aufgezeigt, die einzuhalten einer Art Gesellschaftsvertrag unterliegen. Die – gebremste – Individualität soll nicht dem Ego, sie soll dem Ganzen dienen (Teamgeist & Sozialkompetenz). Im Mannschaftssport ist das genauso, und doch und vielleicht gerade deswegen erfreut sich der geneigte Betrachter immer wieder am unbändigen Durchsetzungswillen Einzelner. Was hier zu zeigen ist.
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
 
Zu einem großartigen Fußballturnier auf internationalem Niveau gehören selbstredend exklusive Technik, als da wären Torlinientechnik, Videobeweis, Stadionsprecher, eingängige Musik, sowie ein ebenso wie der Videobeweis unbestechlicher Schiedsrichter, eine gut sortierte Kabelage, eine VIP-Lounge – und natürlich fachkundiges Personal, das sich mit der Technik auskennt (siehe Bild).
 

Schiedsrichter, DJs, Moderatoren, helfende Hand (v.l.n.r.)


 
 
Zum VIP-Personal gehört natürlich Der Mann in Schwarz.
 

Seine Souveränität ist unantastbar …


 

… seine Gestik deutlich …


 

… sein Blick streng …


 

… seine Sprache unüberhörbar …


 

… seine Strafe hart …


 

… auch wenn manchmal nicht ganz eindeutig ist, ob …


 

… Foul oder Schwalbe.


 

Zweifel an Schiedsrichterentscheidungen …


 

… bedürfen kräftiger Unterstützung …


 

… um die Festung in Schwarz zu überzeugen …


 

… was …


 

… nicht immer und …


 

… in diesem Fall gar nicht gelingt.


 
 

 
Was aber zieht die Zuschauer ins Stadion bzw. am Dienstagnachmittag in die Posthalle zum Oberstufenturnier? Sind es die Tore, die den Reiz des Spiels ausmachen und dafür sorgen, dass man (frau auch) sich einen Nachmittag buchstäblich um die Ohren schlägt … oder ist es eher Die spezielle Eleganz, die diesem Sport zueigen ist?
 
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
 
Wir halten die besondere Ästhetik der balltretenden Zunft zwar wichtig für die außergewöhnliche Beliebtheit, glauben aber an ein anderes Phänomen, welches den Fußball so massentauglich macht: Das wiederkehrende Ritual, das seine Erlösung im befreienden Jubel findet.
 

 

 

 

 

 

 

 

 
 
Doch natürlich gab es auch jede Menge Tore, und die sind ja bekanntlich das Salz in der Suppe des Fußballs.
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
 
Tja, und dann ist sie plötzlich da – Die Entscheidung.
 

 

 

 

 

 
 
Es war ein schönes Turnier.
 

Der lächelnde Zweite: Llanfairpwilgwyngyllgogerychwyrndrobwillllantysiliogogogoch (in diesem Fall Niklas Fischer)


 

Die verdienten Sieger: Niklas Fischer 31er (ohne Niklas Fischer)


 

Wir sagen:


 

Danke, Herr Hager!


 
 
Wird im Dezember 2018 fortgesetzt.
 
Beitrag & Fotos: Frank Selig
20. Dezember 2017